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Die vier Phasen des Lernens

 

David Dunning und Justin Kruger stellten fest: Menschen, die in einem bestimmten Kontext wenig Kompetenz aufweisen, überschätzen ihren Lernerfolg und sich selbst. Besonders kompetente Menschen hingegen unterschätzen ihre Leistungen und sehen sich selbst auf einer niedrigeren Position als jene, die sie tatsächlich erreicht haben. Eine mögliche Erklärung dafür könnten die von Joseph O‘Connor und John Seymour beschriebenen vier Kompetenzen des Lernens liefern.

 

Wir lernen alles in Teilschritten. Doch dazu müssen wir überhaupt erst erfassen, dass wir nichts wissen. Oder erkennen, dass wir noch zu wenig wissen – und entsprechend dazu lernen müssen. Man weiß nicht, was man nicht weiß. Diese Phase der unbewussten Inkompetenz ist zwar noch nicht das tatsächliche Lernen – sie geht dem aber immer voraus. Manche bleiben allerdings auch dort stecken. Nehmen wir als Beispiel das Autofahren. Als ganz kleines Kind kannte ich noch kein Auto, also konnte ich nicht wissen, dass ich kein Auto fahren kann.

 

Die zweite Phase ist die Entscheidende: die bewusste Inkompetenz. Wir erkennen unsere Mängel, haben aber auch eine Idee davon, wie wir diese ausgleichen können. Erst so können wir gezielt an ihnen arbeiten und dazu lernen. Auch hier wird allerdings noch nicht gelernt. Die Weiterentwicklung findet erst in der nächsten Phase statt. Wieder auf das Beispiel des Autofahrens übertragen: Ich weiß, was ein Auto ist, und mir ist bewusst, dass ich es noch nicht fahren kann.

 

In der dritten Phase beginnen wir zu lernen und sehen gleichzeitig erste Lernerfolge. Wir begreifen bewusst den Fortschritt von der bewussten Inkompetenz zur bewussten Kompetenz. Ein gutes Gefühl, das allerdings noch mit einigen Anstrengungen verbunden ist: Wir müssen pauken, büffeln, auswendig lernen, trainieren – immer wieder. Das kostet Energie, und wir machen hin und wieder Fehler. Ich weiß, dass ich das kann. Um beim Auto zu bleiben: Ich kann Auto fahren, muss mich aber darauf konzentrieren und eine Ablenkung könnte dazu führen, dass ich einen Unfall baue. Erst die letzte Phase bringt die eigentliche Freude.

 

In der vierten Phase haben wir so viel praktische Erfahrung mit den neuen Fähigkeiten gesammelt, dass sie uns in Fleisch und Blut übergegangen sind und jederzeit abgerufen werden können. Und das, ohne uns bewusst darauf konzentrieren zu müssen. Wir sind unbewusst kompetent. Was uns jetzt kinderleicht von der Hand geht, ist für andere noch eine Herausforderung. Ich habe etwas so sehr verinnerlicht, dass es keine Mühe bereitet, es aus- oder durchzuführen. Es funktioniert quasi voll automatisiert. Hier ist das Autofahren so ganz nebenbei zu bewerkstelligen, und ich überlege nicht mehr, ich tue es.

 

Der Durchbruch: Von der unbewussten zur bewussten Inkompetenz

 

Du weißt vermutlich aus eigener Erfahrung, dass inkompetente Menschen immer wieder ihr eigenes Können überschätzen, gleichzeitig aber nicht fähig sind, das Ausmaß ihrer eigenen Inkompetenz zu erkennen. Deshalb sind sie nicht in der Lage, ihre Kompetenz zu erhöhen. Zudem unterschätzen sie die höhere Kompetenz und die besseren Fähigkeiten von anderen. Wer schlechte Leistungen bringt, kann auf diesem Gebiet auch die Leistungen anderer nicht richtig beurteilen und neigt zur Selbstüberschätzung.

 

Wie ist es überhaupt zu bewerkstelligen, inkompetenten Menschen die eigene Inkompetenz verständlich zu machen? Wenn Selbsterkenntnis mit Kompetenz korreliert, dann solltest Du die Kompetenz erhöhen, um die Selbsteinschätzung näher an die realen Tatsachen zu bringen. Mache Deine Mitmenschen und Mitarbeiter in einem bestimmten Kontext schlauer, dann sind sie in der Lage, zu erkennen, wie inkompetent sie waren oder eventuell immer noch sind. Oder anders formuliert: Manchmal müssen sie Menschen erst schlau machen, damit sie für ihre Schlauheit sensibel werden.

 

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