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Harte Erziehung oder weiche Erziehung?

Als Mutter oder Vater, als großer Bruder oder Schwester, als Vorgesetzter oder Führungskraft stellen wir uns manchmal die Frage, ob es nicht günstiger ist, bei der Erziehung ein wenig mehr Härte zu zeigen, oder?

 

Eine Studie von Ellen Langer besagt, dass es nicht gut ist und wir viel mehr Energie aufbringen müssen, als wenn wir es "weich" machen.

 

Bei dem Experiment ging es um folgendes:
Kleinkinder (jeweils allein) wurden in einen Raum gebracht und sie hatten dort viel Spielzeug, mit dem sie spielen konnten.
Außerdem gab es als Spielzeug noch einen Roboter, mit dem jedoch nicht gespielt werden durfte. Beider harten Variante wurde dem Kind eine Strafe angedroht, wenn es damit spielt. "Du bekommst Stubenarrest, wenn Du mit dem Roboter spielst."
Bei der weichen Variante wurde dem Kind ein Grund genannt, weshalb es damit nicht spielen darf. "Ich möchte nicht, dass Du mit dem Roboter spielst, weil er nicht mir gehört."[i]

 

Nun gingen in beiden Versuchsanordnungen der Erwachsene raus und sagte, er komme gleich wieder. In beiden Fällen spielte nur eine kleine Anzahl der Kinder mit dem Roboter nach dem Wiederbetreten des Raumes.

 

Spannend wird es nun, wenn wir die Zeit 6 Wochen vordrehen und eine ähnliche Versuchsanordnung wieder schaffen. Das Kind wird wieder in einen Raum mit Spielzeug gebracht. Dort gibt es den Roboter auch wieder. Dem Kind wird nichts gesagt zu dem Roboter.
Der Erwachsene verlässt den Raum und nur 33% der Kinder mit der "weichen Variante" spielten mit dem Roboter. Bei der harten Variante waren es 77%.

 

Woran liegt dies?

 

1. Bei der weichen Variante wurde dem Kind ein Grund genannt. Hierbei ist nicht der Grund wichtig, sondern das kleine Wort "weil" was den Unterschied macht. Mit einem Grund fällt es Menschen leichter, Dinge anzunehmen, wie sie sind

 

2. Es wurden Konjunktive genutzt. Konjunktive oder "Weichmacher" sorgen dafür, dass die Aussage nicht mehr absolut ist sondern relativ.

 

Welche Variante wendest Du an? Freue mich auf Deinen Kommentar :)

 



[i] Experiment Ellen Langer siehe Vera F. Birkenbihl Vortrag "Menschen beeinflussen"

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Oliver (Samstag, 13 Juni 2020 22:46)

    Ich erlebe immer wieder, wie eine Angabe von Gründen dazu führt, dass die Umsetzung einer schwierigen Aufgabe, erleichtert wird. Es führt zur einer subjektiven Annahme des Problems und daraus resultierenden Lösungenansätzen, entstanden in einem selbständigen Denken.
    Durch die Involvierung in die Thematik, wird ein j von "Gemeinsam" ausgelöst und gemeinsam wird das Ziel auch erreicht.
    Ich denke, das "weil" erschafft ein gemeinsames Ziel und ist daher, in den meisten Fällen, auch der richtige Ansatz.

  • #2

    Garrelt (Sonntag, 14 Juni 2020 07:23)

    Danke Oliver, für Deinen Beitrag!
    Ich finde das "Weil" auch bei Erwachsenen sehr wichtig. Meist ist das nicht allen Personen bewusst und es kommt deshalb zu Konflikten.